Institut für Innovation in Bildungs- und Unternehmensprozessen
Shirley Araya, Krankenpflegerin aus Costa Rica
Wer bist du und wie hat dein Weg dich in die Pflege geführt?
Mein Name ist Shirley Araya, ich komme aus Costa Rica und arbeite seit ungefähr sechs Jahren als Krankenpflegerin. Schon immer haben mich Medizin, Wissenschaft und die Möglichkeit, Menschen in schwierigen Situationen zu unterstützen, fasziniert. Als sich die Chance bot, Pflege zu studieren, habe ich meinen beruflichen Weg mit großer Motivation verfolgt.
Wie bist du auf die Idee gekommen, eine Pflegeausbildung/Anerkennung in Deutschland zu machen und welche Rolle spielte dabei die Unterstützung auf deinem Weg hierher?
Auf Deutschland wurde ich durch Rekrutierungsprogramme aufmerksam, die internationale Pflegekräfte anwerben. Nachdem ich mich über das deutsche Gesundheitssystem und die beruflichen Perspektiven informiert hatte aber auch über Sicherheit und Lebensqualität entschied ich mich, den Anerkennungsweg in Deutschland zu gehen. Die Rekrutierungsfirma und später die Integrationsbeauftragte des Krankenhauses spielten eine zentrale Rolle, sowohl bei der Vorbereitung als auch bei jedem Schritt im Anerkennungsprozess.
War der Start in die Ausbildung/Anerkennung schwer und in welchen Momenten hat dir das Integrationscoaching besonders geholfen?
Ja, der Beginn und der gesamte Anerkennungsprozess waren tatsächlich schwierig. Frau Joana Augustin, als Integrationscoach des Krankenhauses, unterstützte mich beim Ausfüllen der Formulare und bei allen Anforderungen rund um das Anerkennungsverfahren. Sie blieb in engem Kontakt mit der Rekrutierungsagentur und der Vertreterin der Arbeitsagentur und koordinierte jeden einzelnen Schritt des Anerkennungsprozesses sowohl mit diesen Stellen als auch mit den Leitungen meiner Abteilung.
Während meines Anerkennungskurses in Wittlich erhielt ich außerdem einen persönlichen Besuch zur Verlaufskontrolle, was mich sehr motiviert und bestärkt hat.
Nach dem Bestehen der Anerkennungsprüfungen blieb Frau Augustin ebenfalls in Kontakt mit dem Landesamt für Soziales, bis ich schließlich die Urkunde erhielt und der gesamte Prozess vollständig abgeschlossen war.
Was war für dich die größte kulturelle Herausforderung und wobei hat dir das Integrationscoaching oder dein Umfeld geholfen, diese zu meistern?
Für mich bestand die größte kulturelle Herausforderung darin, dass ich aus einer Kultur komme, in der der Umgang oft wärmer und emotionaler ist. Als empathischer Mensch waren mir manche Verhaltensweisen und Kommunikationsstile zunächst fremd. Gleichzeitig habe ich viele Aspekte der deutschen Kultur schätzen gelernt besonders die strukturierte Problemlösung, die Teamarbeit und die Verantwortung, Wissen gut an neue Mitarbeitende weiterzugeben.
Unsere Integrationsbeauftragte hat mich dabei stark unterstützt. Sie erklärte mir Vertragsklauseln, Richtlinien und Protokolle und begleitete mich sogar zu einem Gespräch, um Fragen zu klären. Außerdem band sie uns in Veranstaltungen des Krankenhauses und der Integrationsgruppe ein, wodurch wir Erfahrungen austauschen und uns mit internationalen Kolleginnen und Kollegen vernetzen konnten.
Gab es kulturelle oder sprachliche Missverständnisse im Pflegealltag und wie bist du damit umgegangen bzw. wer hat dir dabei geholfen?
Am Anfang kam es wegen der Sprache und kultureller Unterschiede zu einigen Missverständnissen im Pflegealltag. Eine Kollegin bat mich, den Pfanneinsatz vom Toilettenstuhl nicht zu waschen ich verstand es falsch und legte ihn in die Waschmaschine, obwohl eigentlich eine Stuhlprobe fürs Labor benötigt wurde. Zum Glück konnte der Patient kurz darauf eine neue Probe abgeben.
Ein weiteres Missverständnis entstand, als ich auf eine Frage meines Vorgesetzten mit einer spanischen Redewendung antwortete, die im Deutschen keinen Sinn ergab. Seitdem achte ich darauf, keine idiomatischen Ausdrücke zu verwenden.
In solchen Situationen haben mich meine Kolleginnen und Kollegen sehr unterstützt, indem sie geduldig Dinge noch einmal erklärten oder Informationen wiederholten. Diese Hilfe erleichterte mir den Alltag sehr.
Wenn du heute zurückblickst würdest du denselben Weg wieder gehen?
Ich bin sehr glücklich, in Deutschland zu leben wegen der Freiheit, Sicherheit und guten Lebensqualität. Ob ich denselben Weg erneut gehen würde, weiß ich jedoch nicht. Der Druck im Anerkennungsprozess und danach war sehr hoch, da viel auf dem Spiel stand: Aufenthalt, Arbeitsvertrag, Berufsausübung und Familienzusammenführung.
Auch nach der Anerkennung bleibt Unsicherheit, weil der langfristige Aufenthalt von gesetzlichen Vorgaben und kontinuierlicher Berufstätigkeit abhängt. Trotzdem verlief meine Integration insgesamt positiv vor allem dank der Unterstützung von Frau Augustin. Ich möchte weiterhin in Deutschland bleiben, meine Familie hierhaben und mein Deutsch weiter verbessern.
Was würdest du anderen raten, die einen ähnlichen Weg gehen und sich in Deutschland integrieren möchten?
Ich würde zukünftigen Kolleginnen raten, so viel Deutsch wie möglich zu lernen und jede Gelegenheit zur Sprachpraxis zu nutzen etwa über Apps, Filme, Nachrichten oder Online-Plattformen. Außerdem sollten sie früh Kontakt zur Integrationsbeauftragten am Arbeitsplatz aufnehmen, da ihre Unterstützung beruflich und im Alltag sehr hilfreich ist. Wichtig ist auch eine positive Einstellung, denn gute Entwicklungen erfordern Einsatz.
Was sollten Arbeitgeber beachten, um internationale Pflegekräfte gut zu unterstützen und ein gelungenes Ankommen zu ermöglichen?
Wichtig ist, dass der Arbeitgeber eine Integrationsperson hat, die den Prozess gut kennt und bei fachlichen sowie migrationsrechtlichen Fragen, inklusive Familienzusammenführung, unterstützt. Sehr hilfreich ist auch, wenn diese Person zusätzliche Sprachen wie Englisch spricht, damit neue Mitarbeitende Informationen ohne Missverständnisse verstehen.
Attraktiv sind außerdem interne Sprachkurse und weitere Ressourcen zur Förderung der Integration. Ebenso erleichtern zweisprachige Arbeitsunterlagen zu Beginn etwa Protokollbögen oder Formulare das Verständnis der Fachsprache und die sichere Ausführung der Aufgaben.